Machbarkeitsstudie 4. Klärstufe

Antrag für den Stadtrat am 24.06.2021

Beschlussvorschlag:

Der Rat der Stadt Dormagen beschließt, dass eine Machbarkeitsstudie zur Errichtung einer 4. Klärstufe in der Kläranlage Dormagen-Rheinfeld erarbeitet wird. Dabei sollen solche Verfahren untersucht werden, die eine Entnahme der verbliebenen Schadstoffe ermöglichen, z.B. Aktiv-Kohle-Filter oder andere vergleichbare Verfahren. Verfahren, die die Schadstoffe nur verändern, z.B. Anwendung von Ozon, sollen nicht untersucht werden, da eine Bewertung der Auswirkungen von veränderten Schadstoffen auf die Gewässerökologie heutzutage noch nicht abschließend möglich ist.

Folgendes Aufgabenspektrum soll die Studie enthalten:

1. Darstellung möglicher technischer Umsetzungen einer 4. Klärstufe
2. Kostenschätzung für die Errichtung der 4. Klärstufe
3. Berechnung der Betriebskosten nach Errichtung der 4. Klärstufe
4. Ermittlung potenzieller Fördermöglichkeiten von Bund oder Land
5. Abschätzung der ggf. notwendigen Erhöhung der Abwassergebühren

Begründung:

In der Rheinfelder Kläranlage wird das Abwasser in drei Stufen gereinigt. Durch mechanische, biologische und chemische Verfahren werden Schadstoffe aus dem Abwasser eliminiert. Danach enthält es aber heute noch eine Vielzahl von Spurenstoffen, die z.B. aus Arzneimitteln, Kosmetika, Reinigungsmitteln und anderen Haushalts- und Industriechemikalien stammen.

Die Reinigungsleistung für solche Stoffe kann durch eine zusätzliche 4. Klärstufe verbessert werden. Auch Mikroplastik kann durch Filteranlagen der 4. Klärstufe aus dem Abwasser herausgefiltert werden.

Prognostisch werden die Spurenstoffe im Abwasser in Zukunft noch ansteigen. So nimmt man u.a. einen deutlichen Anstieg solcher Einträge durch Medikamente in den nächsten Jahrzehnten an. Ursache hierfür ist die Überalterung der Gesellschaft und der steigende Pro-Kopf-Verbrauch von Medikamenten in der Gesellschaft. Rückstände von Medikamenten lassen sich bereits heute in Gewässern nachweisen.

Der Eintrag von Mikroplastik in den Rhein ist bei Dormagen besonderes hoch, Wasseranalysen haben dies in den letzten Jahren gezeigt. Mikroplastik an sich ist bereits alleine problematisch. Im Körper von Tieren, z.B. Fischen, sammelt es sich. Seine Gefährlichkeit verstärkt sich durch die Eigenschaft des Mikroplastiks, Trägersubstanz für andere Schadstoffe zu sein, d.h. andere Schadstoffe haften sich auf der Oberfläche des Mikroplastiks an.

Die Kombination von Mikroplastik und anderen Schadstoffen stellt somit eine hohe Belastung für das Rhein als Ökosystem dar.

Eine 4. Klärstufe in der Rheinfelder Kläranlage in Form einer zusätzlichen Filteranlage würde eine erhebliche Entlastung der Gewässerökologie des Rheins darstellen. Der Rhein als Gewässer würde in seiner gesamten ökologischen Bedeutung und Wirkweise entlastet. Es würden weniger Schadstoffe von Dormagen aus in das Meer abgeben werden.

Der Rhein als Trinkwasserquelle würde sauberer bleiben. Die im Rhein lebenden Tiere würden weniger Schadstoffen ausgesetzt werden. Die Abwassergebühren in Dormagen liegen deutlich unter den durchschnittlichen Abwassergebühren in NRW. Landesweit lag die Abwassergebühr 2020 für einen 4- Personen-Haushalt bei 726,49 Euro*. Der kreisweite Durchschnitt eines Musterhaushaltes lag bei 710,43 EURO*. In Dormagen waren knapp 21% weniger fällig, nämlich nur 562,70 Euro * (* Angabe Dormago vom 25.09.2020). Eine Erhöhung der Abwassergebühr in Dormagen für den Ausbau einer 4. Klärstufe wäre daher durchaus vertretbar. Eine genaue Abschätzung der Kosten-Leistungsbilanz einer 4. Klärstufe in der Rheinfelder Kläranlage soll durch die Machbarkeitsstudie erfolgen.

Tim Wallraff
Fraktionsvorsitzender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

René Jungbluth
Umweltpolitischer Sprecher